30.11.23 , Pfarrkirche St. Ägidius und Gemeindefriedhof Bergen
Danke an alle die kamen und ihre Anteilnahme teilten.
Trauerrede
Liebe trauernde Gemeinde,
wir sind heute hier versammelt, um das Leben eines außergewöhnlichen Mannes zu
würdigen – Wilhelm Böhm, einen liebevollen Vater, engagierten Lehrer, leidenschaftlichen
Förster und einen Mann, der trotz zahlreicher Herausforderungen stets mit Stärke und
Weisheit sein Leben meisterte.
Geboren 1935 in Prag, als Sohn deutscher Eltern, erlebte Wilhelm seine frühen Jahre in
Brüx, heute Most, und zog 1940 nach Reichenberg, heute Liberec.
Die Wirren des Krieges
und die darauffolgende Vertreibung prägten seine Kindheit tief und führten zur zeitweiligen
Trennung seiner Familie – eine Erfahrung, die ihn zeitlebens begleiten sollte.
Nach einer zweiten Vertreibung, diesmal in die amerikanische Besatzungszone, fand
Wilhelm seinen Weg im Spessart, wo er eine Ausbildung zum Revierförster begann. Doch
sein unermüdlicher Wissensdurst führte ihn auf den zweiten Bildungsweg, das
Begabtenabitur, und schließlich zum Studium an den Universitäten Heidelberg, Würzburg,
Mainz und London.
Seine erste Dienststelle als Lehrer trat er im waldreichen Hunsrück in
Morbach an. Danach führte seine berufliche Laufbahn Wilhelm nach Bayern, nach Lindau,
weil seine Mutter ihren Alterswohnsitz im fernen Tessin gefunden hatte.
Seine Leidenschaft
für Geschichte und Sprachen brachte er nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch in
zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen zum Ausdruck.
Wilhelm fand auch im Privaten sein Glück. Aus seiner ersten Ehe ging Sohn Andreas hervor.
1981 heiratete er Monika Beckerle, und das Paar begrüßte fünf Kinder: Stephanie, Georg,
Marcus, Julia und Johanna.
Sie ließen sich in Bergen nieder, ein Ort, der bald zum
liebevollen Zuhause für die wachsende Familie wurde.
Sein Leben lang setzte sich Wilhelm mit seiner Vergangenheit und seinen Wurzeln
auseinander, was in vier Romanbänden über seine Vertreibungserfahrungen mündete. Im
Ruhestand blieb er aktiv, wurde weitere 5 Jahre wieder in den Schuldienst berufen und
widmete sich der Förderung junger Menschen.
Wilhelm Böhm war ein Mann der Taten und der Worte. Seine Liebe zur Musik, Kunst und zum Sport
gab er an seine Kinder weiter, und seine Verbundenheit zur Natur spiegelte sich in den
gemeinsam mit Tochter Julia verfassten Tiergrußkarten wider.
Wilhelm Böhm war nicht nur ein engagierter Lehrer und liebevoller Familienvater, sondern
auch ein tief gläubiger Christ. Sein Glaube war ein zentraler Bestandteil seines Lebens. In
der Bergener Kirche widmete er sich 25 Jahre lang mit Hingabe der Rolle des Lektors.
Besonders bemerkenswert war sein jährliches Engagement in der Osternacht, wo er mit
seiner markanten Stimme und tiefem Verständnis die Schöpfungsgeschichte vortrug. Diese
Tradition war für ihn und für die Gemeinde ein besonderes und geistig bereicherndes
Erlebnis.
Bis zuletzt engagierte sich Wilhelm für seine ursprüngliche Heimat, das b, und
war Obmann der sudetendeutschen Landsmannschaft Ortsgruppe Bergen Vachendorf.
Doch wenn ich so zurückblicke, sehe ich nicht nur den Lehrer, den Förster, den Historiker.
Ich sehe einen Mann, der es verstand, uns mit seinen Geschichten zu fesseln, der uns
immer wieder zeigte, was echter Familienzusammenhalt bedeutet.
Ob beim Planen der
nächsten Familienurlaube in seinem geliebten VW-Bus oder beim Erzählen seiner
lebendigen Geschichten am großen Tisch – das Herz unserer Familie.
Wilhelm, oder wie wir ihn oft nannten, unser ‚harter Knochen‘, war mehr als nur ein
Familienoberhaupt. Er war unser Chronist, unser lebendiges Gedächtnis, ein Schelm mit
einem verschmitzten Lächeln, das wir alle so liebten. Dieses Lächeln, das uns auf dem
Totenbild anstrahlt, wird uns immer an die Freude und Wärme erinnern, die er in unser
Leben brachte.
Heute nehmen wir Abschied von Wilhelm Böhm, einem Mann, der trotz aller Widrigkeiten
des Lebens stets ein Fels in der Brandung war. Sein Vermächtnis lebt in seinen Kindern, in
seinen Schriften und in den Herzen aller, die ihn kannten, weiter.
Möge er in Frieden ruhen.